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Die Skye-Terrier-Hündin Basic Edition of Morningsky, genannt Abby, kam im Mai im Alter von drei Jahren von Holland zu uns in die Pfalz. Für sie wurde ich einem Grundsatz untreu: Kommt ein neuer Hund ins Haus, dann ein Welpe. Nur so glaubte ich, ohne Probleme sozusagen den Knochen aus dem Fang holen, Zähne und Ohren inspizieren zu können usw. Was mir in den ersten Tagen sehr schnell klar wurde: Ich hatte einen Welpen, der drei Jahre alt war!

Abby hatte in einem Rudel von ca. 15 Hunden unter räumlich sehr beengten Verhältnissen gelebt und das Hunde-ABC noch nicht gelernt.Dass man das Geschäftchen bei einem Gassispaziergang macht, wusste sie nicht. Sitz und Platz waren ihr nicht deshalb kein Begriff, weil sie  nur Holländisch verstand, sondern weil es ihr niemand beigebracht hatte.Aber ihrem wahren Naturell hatte das alles keinen Abbruch getan. Ihr Charakter war ungebrochen und stark.Da saß sie nun, ein stolzer Skye-Terrier, der den Kopf sehr hoch trug. Bei unserem Besuch wurde sie von ihrer Besitzerin auf dem Tisch gekämmt, wobei ich ihr gegenüber saß. Plötzlich spürte ich eine kleine warme Zunge auf meiner Hand. Mutig fragte ich, ob ich weiter kämmen dürfe und  Abby ließ es zu. Das erstaunte mich sehr, hatte ich doch gelesen und gehört, dass der Skye Fremden gegenüber zurückhaltend ist!Jedenfalls gab mir das die nötige Sicherheit, die ich brauchte, um das Abenteur zu wagen, eine mehr als fünfstündige Fahrt zusammen mit unserem Ersthund, dem Kromfohrländer Ben, zu wagen. Er hat ja auch Terrierblut in den Adern. Wie würde das gehen mit zwei Sturköpfchen?Als mein Mann Abby ins Auto hob, zeigte Ben  plötzlich, dass er nicht begeistert davon war, den Platz auf der Rückbank zu teilen. Doch mein Blick zeigte ihm, dass ich kein Brummen und kein Zähnezeigen duldete. Abby legte sich unbeeindruckt hin und schlief bald ein.

Zuhause untersuchte sie gleich jedes Zimmer, lief in Bens Hundebett, schnupperte und kam gleich heraus: Sorry, das ist deines. Diese Anpassung an die Gegebenheiten ist sehr angenehm. Wenn Ben meinte, er müsse sein Erstgeburtsrecht mit Bellen und Knurren verteidigen, zeigte Abby keine Spur von Aggression. Aber sie hatte auch keine Angst, es schien ihr gar nichts auszumachen. Sie probierte es einfach Minuten später wieder, indem sie freudig auf ihn zusteuerte und etwas zum Spielen hatte. Alle Spielsachen wurden stets auf ihre Decke gebracht. Sie war wirklich wie ein verspielter Welpe. Es war ihr anpassungsfähiges Wesen, das Ben davon überzeugte, dass Abby eine Bereicherung für seinen Haushalt war. Nach einigen Wochen akzeptierte er sie als vollwertiges Rudel-Mitglied.

Natürlich hatte sie in der Zwischenzeit schnell gelernt, dass in der Wohnung nicht der Platz für Geschäfte war. Sie sah, wie ich umgehend das Missgeschick beseitigte und die Stelle desinfizierte: NEIN. Das genügte. Auch die Leinenführigkeit machte in kurzer Zeit große Fortschritte. Der Skye muss nicht geschimpft werden. Das würde ihn nicht beeindrucken. Lob und ein Leckerchen dagegen versetzen Berge.

Draußen kann man mit dem Skyeterrier sehr angenehm laufen. Abby geht mit ihrer unaufdringlichen Art mit jedem ihrer Artgenossen freundlich um. Egal wie groß der Hund ist, sie zeigt keinerlei Angst und ist auch dann völlig entspannt, wenn da mehrere Hunde gleichzeitig entgegenkommen. Dieses Selbstbewußtsein des Skyeterriers trägt ihm bei Artgenossen schnell Respekt ein. So erlebten wir, wie Abby einem aufdringlichen Rüden unmißverständlich ihr beeindruckendes Gebiss zeigte, worauf dieser Leine zog. Wir mussten noch nie eingreifen. Sie regelt das das konsequent allein.

Im Haus ist sie ruhig und sehr sanft. Von Anfang an konnte sie auch allein bleiben und nie wurde etwas angestellt. Abby und Ben lernen voneinander und harmonieren nun richtig gut. Beim Fressen lecken sie anschließen jeder den Napf des anderen aus. Kommt Besuch, zieht sie sich zunächst zurück und beobachtet, ob sich das jetzt lohnt, neue Freundschaften zu schließen. Sie erkennt sehr schnell, ob das jemand mit Hundeverstand ist oder nicht. Je nachdem darf dann auch gestreichelt werden. Mit Kindern hat sie keine Probleme, geht je nach Einschätzung freundlich auf Abstand und wartet erst mal ab.

Abby hat jetzt in der schönen Südpfalz grenzenlose Freiheit. Wiesen und Felder ohne Ende, aber mit Störchen und Reihern. Genau wie Ben jagt sie nicht und sie mißbraucht ihre Freiheit nicht. Zum ersten Mal von der Leine gelassen, zog sie weite Kreise um uns herum. Ihr Haar wehte im Wind und man sah ihr das Glück an. Sie genoß die Freiheit in vollen Zügen und kam hechelnd und vor Freude strahlend vor uns zum Stehen. Darauf hatte sie drei lange Jahre gewartet. Welch ein Anpassungskünstler!

Ihre schottische Heimat kam mir in den Sinn, die Weite der schottischen Highlands. Das können wir ihr nicht bieten, aber ich denke, sie ist auch so glücklich. Wenn sie abends entspannt bei mir auf der Couch liegt und die Bürste durch ihr Haar gleitet, breitet sich auch in mir Entspannung aus. Ach, hier noch ein Wort zur Pflege. Das Fell des Skye-Terriers darf keinesfalls sich selbst überlassen werden. Da gibt es nichts zu rütteln. Aber ein Mal pro Woche richtig kämmen und bürsten reicht. Ich bürste sie auch dazwischen am Abend mal durch, einfach so als Entspannungsritual, mehr eine Bürstenmassage. Das hat den Vorteil, dass die wöchentliche ausgiebige Pflege viel einfacher ist. Abby genießt das sehr. Sie schaut mich an und der Blick aus den wunderschönen braunen Augen trifft mitten ins Herz. Das muss man selbst erlebt haben.

Ein Wort zum Schluss: der Name Abby leitet sich ab von Abigail, einem alten hebräischen Namen. Er bedeutet: „Mein Vater freut sich.“

Wir freuen uns jedenfalls sehr, dass sie bei uns ist! Nie zuvor haben wir einen solch anpassungsfähigen Hund erlebt.

Anni Negri

 

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